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Chronik des Ortsvereins

Einhundert Jahre Politik für Lorsch
Chronik des Lorscher SPD-Ortsvereins

Einhundert Jahre Lorscher Geschichte zusammenfassen auf wenigen Seiten, das ist keine leichte Aufgabe.

Die hier vorliegende Fassung beruht auf den von Jochen Franke zusammengetragenen Beiträgen, meist aus der Presse, zumindest in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg, aus den Archiven von Norbert Weinbach, der seit etwa drei Jahrzehnten Pressesprecher der Lorscher SPD ist, aus zahlreichen, uns zur Verfügung gestellten Unterlagen von Mitgliedern und Bürgern unserer Stadt, aus dem Buch "Einhundert Lorscher Jahre", mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers Hans-Jürgen Brunnengräber, und auf der Fleißarbeit von Wolfgang Frister, der die Daten aus dem Archivmaterial zusammengestellt und übersichtlich gegliedert hat.

Er hat versucht, die "große" Geschichte der SPD gemeinsam mit der "kleinen" Geschichte des Ortsvereins Lorsch und in kurzer Fassung möglichst vollständig darzustellen. Dass dabei Lücken entstehen mussten, ist den Herausgebern bewusst und schmälert nicht die Verdienste des einen oder anderen Mitglieds, das in dieser Geschichte vielleicht zu kurz kommt.

Anfänge der Sozialdemokratie

Im Jahr 1863 gründete Ferdinand Lasalle in Leipzig den "Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein", der sich 1875 mit der 1869 von August Bebel gegründeten "Sozialdemokratischen Arbeiterpartei" vereinigt. Damit war die "SPD" geboren.


Ferdinand Lasalle

Schon 1878 wurde die SPD aufgrund der von Bismarck initiierten "Sozialistengesetze" verboten. Den Vorwand dafür lieferten zwei Attentate auf Kaiser Wilhelm, mit denen Sozialdemokraten aber nichts zu tun hatten.

Sympathisanten von SPD und Arbeiterbewegung umgingen diese Verbote oft durch die Gründung von "Freizeitvereinen" wie Gesang-, Radfahr-, Bade- oder Turnvereinen. Die sich oftmals Namen gaben wie "Harmonie", "Germania" oder "Eintracht". Das könnte auch in Lorsch so gewesen sein. Bekannt ist zumindest, dass die Gaststätte "Harmonie" von Valentin Maiberger Treffpunkt der Sozialdemokraten war. Sie lag in der Biengartenstraße, in jenem Viertel, das von den Lorschern "Heidenviertel" genannt wurde, weil dort viele Tabakarbeiter wohnten, die angeblich nicht in die Kirche gingen. Ob das so stimmt, kann nicht gesagt werden. Dieses Viertel an der "Gaasewaad" war aber immer eine Wählerhochburg der SPD.

Auch wenn die Sozialistengesetze 1890 wieder fielen und die SPD bei der Reichstagswahl mit 19,7 Prozent stärkste Wählerpartei im Kaiserreich wurde (1912: 34,8 %), wurden weiterhin "Freizeitvereine" gegründet. So wurde 1899 in Lorsch ein Badeverein gegründet und 1902 ein Radfahrerverein.

Lorscher SPD - erste Jahre

Am 16. Januar 1901 erschien in der Lorscher Zeitung eine Vorankündigung für eine "sozialdemokrati-sche Versammlung" im Saal von Franz Deiß (Weißes Kreuz). Für den 17. Januar wurde zu einer "Großen Volksversammlung" aufgerufen. Thema: "Die Volksausbeutung und die Brotwucherer".

Die Gründung des SPD-Ortsvereins Lorsch wird aber erst auf den 6. August 1905 datiert. An diesem Tag rief die Lorscher SPD zu einer "Öffentlichen Volksversammlung" auf im Saal des Philipp Metz in der Biengartenstraße. Referent war der Landtagsabgeordnete Adelung aus Mainz.

Aus den Jahren bis zum Ende des Ersten Weltkriegs (1918) liegen kaum Unterlagen vor. 1906 ist eine Protestversammlung der SPD verzeichnet "gegen sämtliche neuen Steuern". 1907 gab es eine Gemeinderatswahl und 1908 eine Bürgermeisterwahl bei der Adam Huba (seit 1899 im Amt) aus dem bürgerlichen Lager wiedergewählt wurde. Gegenkandidat war Tobias Ludwig II.

Aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg ist die Einführung des Frauenwahlrechts relevant, verkündet von der "sozialdemokratischen Revolutionsregierung". Es folgten Schritte hin zu einer modernen Demokratie ohne Kaiser. 1919 wurde Friedrich Ebert (SPD) erster Reichspräsident der neuen "Weimarer Republik".

Nach dem Ersten Weltkrieg

In Lorsch dokumentierte sich die Demokratie in einer Veröffentlichung des "großherzoglichen Bürgermeisters" Adam Huba. Es wurde ein (Revolutions-)Rat gewählt, bestehend aus sechs Bauern und ebenso vielen Arbeitern und Soldaten. Lorsch war zur damaligen Zeit, und noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg, eine kleine landwirtschaftlich konservativ katholisch geprägte Gemeinde in der die "Zigarrenbarone" das Sagen hatten.

Das zeigt sich auch bei der Gemeinderatswahl am 16. Juni 1919. Das "Zentrum" (bürgerlich-katholische Partei) bekommt 869 Stimmen, die "Vereinigte Volkspartei" (mit SPD) 748 Stimmen. Adam Huba wird erneut zum Bürgermeister gewählt.

Die Annalen verzeichnen sowohl 1919 als auch 1920 eine Maifeier von SPD und Gewerkschaften in Lorsch.

1932 wird auch in Lorsch ein SPD-Flugblatt verteilt "Fegt Hessen frei vom Hakenkreuz!" Am 24. Oktober verzeichnet die Presse einen Streik bei der Zigarrenfabrik Carstanjen. 1933 beginnt die Zeit der Naziherrschaft. Valentin Höger ist Vorsitzender der Lorscher SPD. Landesweit werden zahlreiche Mitglieder der SPD (sie hat als einzige Partei gegen Hitlers Ermächtigungsgesetz gestimmt) verhaftet, misshandelt und auch ermordet. Emigration, Illegalität und Widerstand bestimmen zwölf Jahre sozialdemokratische Geschichte. Am 6. Juli 1933 löst sich das "Zentrum" in Lorsch auf, die SPD wird ausgeschaltet. Es bleiben fünf NSDAP-Abgeordnete im Lorscher Gemeindeparlament. SPD-Vorsitzender Valentin Höger, so berichtete sein Sohn Ernst nach dem Krieg, verbrannte vor einer Hausdurchsuchung alle Parteiunterlagen, um nicht irgendwelche Genossen zu diskriminieren.

Die Lorscher Bürgermeister

Das konservative Element ist in Lorsch bis heute stark geblieben, zieht sich durch fast alle Kommunalwahlen.

Mit kaum wahrzunehmenden Ausnahmen stellten die bürgerlichen Parteien auch immer den Bürger-meister. 1922 war Johannes Degen (SPD) Bürgermeister. 1945 wird Kaspar Diehl (SPD) von der Militärregierung als Übergangsbürgermeister eingesetzt, da er unbelastet aus der Zeit des Naziregimes hervorgegangen war. Doch schon 1946, bei den ersten freien Wahlen seit 1933, erreicht die neu gegründete CDU die absolute Mehrheit und Georg Werner wird zum Bürgermeister gewählt (bis 1975 im Amt). 1975 verliert Heinrich Keck (SPD) mit einer Stimme in der Stadtverordnetenversammlung (Lorsch ist seit 1964 Stadt) gegen den damals parteilosen (später CDU) Lorscher Hauptamtsleiter Ludwig Brunnengräber (bis 1993 im Amt) die Wahl zum Bürgermeister. Ludwig Brunnengräber wurde von CDU und Parteiloser Wählerschaft (PWL) gestützt. 1993, bei der ersten Bürgermeisterwahldirektwahl durch das Volk, gewinnt der parteilose Hauptamtsleiter Klaus Jäger (bis heute im Amt) bei drei Gegenkandidaten von SPD, CDU, Grünen. Zweiter Sieger wird Norbert Weinbach (SPD).

Neugründung nach dem Krieg 1945

Am 9. September 1945 (die SPD hatte sich zuvor unter Kurt Schumacher neu formiert) wird in Lorsch wieder ein SPD-Ortsverein gegründet. 1. Vorsitzender wird Valentin Haßlöcher, sein Vertreter Jakob Gärtner, Kassierer Sebastian Gärtner, Schriftführer Daniel Koch, Beisitzer: Jakob Wiegand, Jakob Hass-löcher. Im Protokollbuch ist vermerkt: Der Wunsch der Anwesenden ist, dass ein jeder dazu beiträgt, den Kreis zu erweitern, da in allernächster Zeit Gemeinde- und Kreistagswahlen stattfinden (s.o., Lor-scher Bürgermeister, 1946) und Arbeit zu erwarten ist. 1946 wird der unabhängige Verein "Arbeiterwohlfahrt" von einigen SPD-Mitgliedern in der Gaststätte "Harmonie" gegründet.

1948 stellt der SPD-Fraktionsvorsitzende Kaspar Diehl im Gemeindeparlament den Antrag zur "Durchführung eines Wochenmarktes in Lorsch, um der Einwohnerschaft sowie den Erzeugern Gelegenheit zu geben, vorteilhaft einkaufen und verkaufen zu können".

Valentin Hasslöcher war bis 1951 SPD-Vorsitzender. Ihm folgten Kaspar Diehl, 1955 Georg Dörr, 1957 Heinrich Horlebein, 1966 Heinrich Keck, 1976 Werner Groß, Mai 1978 Dieter Thie, November 1978 Dieter Lorey, 1982 Norbert Weinbach, 1986 Karl Weber, 1990 Werner Groß, seit 2002 Peter Velten.

Im Jubiläumsjahr besteht der SPD-Ortsvereinsvorstand aus Peter Velten (1. Vors.), Brigitte Sander (2. Vors.), Claus Schubert (Kassierer), Angela Velten (Schriftführerin), Volker Ahlers, Wolfgang Frister, Jessica Roggenbuck, Frank Schierk, Michael Wiegand (Beisitzer), Norbert Weinbach (Presse).

Einblick in den Ortsverein

Es gab in den 60er- und 70er-Jahren sehr aktive Jungsozialisten, die später fast alle aktive Kommunal-politiker wurden. Wir hatten über viele Jahre eine rührige Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA), von der der unvergessene Hans Herle immer sagte: "Mir sinn für die schaffende Mensche da". 1993 wurde eine SPD-Senioren AG "60 Plus" gegründet, besser bekannt als "Rote Löwen". Auch sind einige SPD-Frauen in der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) tätig, meist aber auf Kreisebene. In einem kleinen Ortsverein wie Lorsch, der gerade mal 120 Mitglieder hat, ist es schwer, Arbeitsgemeinschaften am Leben zu halten. Da wird jedes aktive SPD-Mitglied eingespannt in die Vorstandsarbeit und die Fraktion. Es ist wie überall, es gibt nicht allzu viele Mitglieder, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen.


Grillfeste, hier 1981 mit dem damaligen Vorsitzenden Dieter Lorey, 2. v.r., gehörten zum festen Bestandteil im Jahresprogramm der Lorscher SPD.

Es gab Jahre, da hat die Lorscher SPD erbittert über Bundes- und Landespolitik diskutiert, da gab es verschiedene Lager, die sich manchmal nicht "grün" waren. Wir haben uns aber immer wieder zusam-men gerauft. Ein "von oben" verordnetes einheitliches Bild wollten die Genossinnen und Genossen nie akzeptieren. Meinungsvielfalt wurde gepflegt, auch heute noch, selbst im Stadtparlament, auch wenn das bei der Bevölkerung oft nicht gut ankam. Die scheint noch immer "Geschlossenheit" zu honorieren.

Seit 1989 werden langjährige Mitglieder im Frühjahr bei einem "Kräppelkaffee" geehrt. Mit 51 Jahren Parteizugehörigkeit ist Ehrenvorsitzender Heinrich Keck der Senior in der Lorscher SPD. Ihm folgt Simon Veith, der seit 45 Jahren der SPD die Treue hält. Seppel Emig ist mit 41 Jahren das drittälteste Parteimitglied. Fast 40 Jahre dabei sind Norbert Weinbach, Werner Groß, Dieter Jäntsch, Norbert Jährling und Michael Aha. Auch das sollte man in einer SPD-Geschichte nicht unerwähnt lassen.

Stadträte und Stadtverordnetenvorsteher der SPD

Es würde zu weit führen, alle Gemeindevertreter und SPD-Stadtverordneten hier aufzulisten. Die ehrenamtlichen Beigeordneten und Stadträte soweit seit 1946 bekannt, seien hier aber genannt. Zum Teil waren sie mehrere Legislaturperioden in ihren Ämtern aktiv: Georg Dörr, Georg Spahl, Kaspar Diehl, Franz Hackl (Gemeindevertretervorsitzender), Heinrich Schuller (Stadtverordnetenvorsteher) Heinrich Keck (Erster Stadtrat), Karl Weber, Heinrich Horlebein, Angela Velten, Werner Groß (Erster Stadtrat), Norbert Weinbach (Erster Stadtrat). Die Wahlen als Gemeindevertretervorsitzender, ab 1964 Stadtver-ordnetenvorsteher, oder als Erster Stadtrat (Vertreter des Bürgermeisters) erfolgten nach einem unge-schriebenen Gesetz immer nur dann, wenn die SPD größte Fraktion war oder in einer Personalkoalition eine Mehrheit zustande brachte. Heinrich Keck und Karl Weber wurden für ihr langjähriges ehrenamtli-ches kommunalpolitisches Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Bundespolitik

Seit einigen Jahren hält sich die Lorscher SPD aus großen politischen Diskussionen heraus und widmet sich fast ausschließlich der Kommunalpolitik. Dennoch waren die Hochs und Tiefs der Lorscher SPD teilweise auch verknüpft mit der Bundes- und Landespolitik. Kommunalwahlen sind eben auch Stimmungsbarometer für die Politik der gesamten deutschen Sozialdemokratie. Kommunalpolitiker werden oft "abgestraft" für die Fehler, die nach Ansicht der Wähler in Bund und Land gemacht worden sind. Die Lorscher SPD hat aber sicher auch von Entscheidungen der Bundes-SPD profitiert. Das geschah 1959 mit der Verabschiedung des Godesberger Programms, wo die SPD aus der Ecke des Sozialismus heraus kam, zur Volkspartei wurde mit Erich Ollenhauer und Herbert Wehner, sich breiten Wählerschichten öffnete, nicht zuletzt kirchlichen Kreisen. Das war auch so, als Willy Brandt Kanzler wurde, die sozialliberale Koalition Hoffnungsträger war für breite Bevölkerungsschichten. Zahlreiche prominente Politiker machten in Lorsch Station. Willy Brand war 1961 hier, noch als Regierender Bürgermeister von Berlin, Ministerpräsident Dr. Georg August Zinn kam 1966, Heidemarie Wieczorek-Zeul 1974, Dr. Hans Jo-chen Vogel sprach hier bei einer Maikundgebung (1978) und auch der Vorsitzende der IG Bau-Steine-Erden und spätere Bundesverteidigungsminister Georg Leber war hier (1980). Im Frühjahr 1983 kamen die Bundesminister Hans Matthöfer zur Bundestagswahl nach Lorsch und im Herbst Hessens Umweltmi-nister Karl Schneider zur Landtagswahl. Eine nette Geschichte trug sich zu mit Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Johannes Rau. Er wollte die Lorscher SPD im Wahlkampf unterstützen, musste aber kurzfristig den Termin absagen. Er versprach aber, privat noch einmal mit seiner Frau zu kommen und mit dem Vorstand ins Restaurant "Zum Schwanen" zum Essen zu gehen. Er hat sein Wort gehalten. Hessens Ministerpräsident Hans Eichel kam 1990 offiziell nach Lorsch und machte 1996 den "Ersten Spatenstich" zur Sanierung der Kläranlage.

Nachwort

Wir wollen uns aber nicht mit Bundespolitikern schmücken, wir wollen mit diesem Abriss aus der Lor-scher Parteigeschichte zeigen, wie vielfältig die Arbeit sein kann. Wir dürfen nicht vergessen, dass hinter all den Aktivitäten viele Menschen standen und stehen, die hier leider nicht alle namentlich aufgeführt werden konnten, die ihre freie Zeit für die sozialdemokratische Idee opfern, für die das Wort "sozial" keine leere Hülse ist und die den Artikel 1 unseres Grundgesetzes ernst nehmen: "Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt".

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